1925-1930

1925-1927

Im Januar 1925 wurde der damalige Gemischte Chor dem Gesangverein eingegliedert, der im selben Jahr beim Preissingen in Weißbach ebenfalls einen ersten Preis zugesprochen bekam. Ein Grund für diese besonderen Auszeichnungen war mit Sicherheit, daß der kleinen aber begeisternden Sängerschar immer kurz vor den jeweiligen Auftritten noch auf die Sprünge geholfen wurde. Mit einem Freund von Karl Seber und Gönner des Vereines, dem besonders musikalisch begabten Lehrer Salat aus Stuppach wurden die letzten Feinheiten eingeübt. Von dessen mitreißender Stabführung begeistert, fuhren die Sänger sogar des öfteren mit dem Fahrrad nach Stuppach bei Bad Mergentheim zur Singstunde.

Auch wurde 1925 im September das historische Theaterstück „Der arme Konrad“ aufgeführt. Unser verstorbener Ehrenbürger Georg Fahrbach führte eine großartige Regie und stellte halb Criesbach zu einem unvergeßlichen Erfolg auf die Beine. Im Jahre 1926 wurde der Beitritt zum Kochergau im Schwäbischen Sängerbund beschlossen. Im selben Jahr beteiligte sich der Gesangverein dann erstmalig an dem in Künzelsau stattfindenden Gausängerfest. Dort fand man leider eine wenig erfreuliche Bewertung des vorgetragenen Chores, daß die Sänger „wie geschlagene Hunde nach Hause gingen“. Mit etlichen Gläschen Wein wurde in der Krone in Criesbach die große Enttäuschung hinuntergespült.

Wie alles, was in den Protokollbüchern nachgelesen werden kann, ist es doch immer ein interessanter Teil einer Dorfgeschichte. Die Todesfälle und vieles mehr könnten durch die Bücher kontrolliert werden, weil eben der Gesangverein Criesbach im Laufe der bestehenden Jahrzehnte unzählige Male auf dem Friedhof war, um am Grabe zu singen. Der damalige Schriftführer Christian Fahrbach vermerkte dazu „die Erde möge ihm leicht sein“ oder „er ruhe sanft“. Aber auch frohe familiäre Ereignisse begleitete der Gesangverein: Viele Hochzeitsständchen und Geburtstagslieder wurden vor dem jeweiligen Jubelhaus gesungen.

Bemerkenswert ist aus den Büchern zu lesen, daß man vor Jahrzehnten noch viel bescheidener war als heutzutage: Ein ganz großes Ereignis war am 6. Mai 1928 der Ausflug nach Kochendorf mit dem Lastauto von Kochermüller Hermann, Ingelfingen. Hauptziel, schrieb der Chronist, war das Salzbergwerk. Da gab es viel zu sehen und zu staunen und es wird wohl kein Teilnehmer bereut haben auch einmal „unter der Erde“ einen Spaziergang gemacht zu haben. Nachmittags ging es weiter nach Offenau um am Grabe unseres Ehrendirigenten, Herrn Salat, einen Kranz niederzulegen, aus Dankbarkeit für das, was er uns gewesen ist. Sonst verlief der Ausflug sehr schön und erst bei dunkler Nacht erreichten wir unser Heimatdorf.

Die Generalversammlung am 23. Januar 1927 war einer heutigen ähnlich. Auch damals gab es schon die heutigen Tagesordnungspunkte, Regularien genannt. Neu war seinerzeit „die Versteigerung der dem Verein verbliebenen Gewinne.“ Bei der Jahresfeier nämlich fand eine Verlosung statt (Lospreis 20 Pfennig). Nicht abgeholte Gewinne wurden dann in der Jahreshauptversammlung versteigert. Der Erlös war 1927 satte 2,20 Mark. Man rechnete also noch mit dem Pfennig. Die große Inflation war erst vier Jahre vorbei.

Übrigens war vermerkt, daß der Vorstand sich ganz besonders freute, daß heuer auch einige Sängerinnen dazu erschienen sind. Dann wurde darüber diskutiert, daß der Vorstand des Kriegervereins Ingelfingen auf der Abhaltung eines Jubiläums am 1. Juli beharrt, „worauf von uns einstimmig beschlossen wurde, acht Tage vorher, am 26. Juni unser Jubiläum zu feiern“ Woraus ersichtlich wird, daß es auch vor 49 Jahren schon Terminschwierigkeiten gegeben hat.

Damals hieß der Notenwart noch Vereinsdiener, der Beitragsfreiheit hatte und eine Belohnung von 5 Mark erhielt. Und wie heute noch (trotz mancher Querelen): „Mit einigen frisch gesungenen Liedern fand die schön verlaufene Versammlung ihren Abschluß“. Drei Tage später stand man dann schon wieder auf dem Friedhof zum Grabgesang.

Noch etwas Besonderes war um diese Zeit bemerkenswert: Am 11. Februar 1927 „haben wir unserem Mitglied Friedrich Dörr ein Abschiedsständchen gesungen. Er und seine Schwester haben den Entschluß gefaßt, im fernen Australien bei ihren Verwandten eine Lebensexistenz zu gründen. Mögen ihnen ihre Wünsche und Hoffnungen in Erfüllung gehen. Unsere guten Wünsche begleiten sie“.

Am 8. März 1927 war nun die Verhandlung mit der Musikkapelle wegen unseres Jubiläums. Nach längerem Hin und Her haben wir ihnen 150 Mark vorgeschlagen und ein Mittagessen; außerdem dürfen sie noch Tanzgeld einziehen.“ Wichtig dazu: „Nachts auf dem Festball muß sie der Wirt freihalten“. Der Schiffschaukel- und Karussellbesitzer muß fünfzig Mark Standgeld zahlen, auch bei schlechtem Wetter. Schon am 26. März „haben wir Friedrich Wolpert anläßlich seiner Auswanderung nach Amerika ein Abschiedsständchen gesungen. Es soll in Zukunft Jedem, der ins Ausland geht, ein Ständchen gesungen werden.“

Nach dem Sängerfest in Forchtenberg am 22. Mai 1927 hatte man am Montag darauf schon wieder eine Ausschußsitzung, bei der über ein Fahnenband und die Beschlußfassung über das Vergeben der Stände auf dem Festplatz entschieden wurde. Der Ausschuß einigte sich über ein gutes Fahnenband, das jedoch 120 Mark, mit Inschrift sogar auf 130 Mark kommt.“ Es soll deshalb in einer abzuhaltenden Vollversammlung darüber gesprochen werden.“ In dieser Vollversammlung am 25. Mai 1927 „wurde viel gesprochen, jedoch wenig beschlossen“. Wegen des Fahnenbandes soll das Kriegerfest in Ingelfingen abgewartet werden, da diese ein Fahnenband zu 28 Mark gekauft hätten. Viel gestritten wurde wegen der Inschrift, die auf das Fahnenband kommen sollte. Schließlich einigte man sich dahingehend, da es den Festdamen nicht zugemutet werden kann, das Fahnenband allein anzuschaffen, sollen diese bei den Frauen von Criesbach eine Sammlung veranstalten. Die Inschrift soll dann lauten: Gewidmet von den Frauen und Jungfrauen Criesbach’s“.

Endlich, am 26. Juni 1927, war das Jubiläumsfest: „Morgens um 6 Uhr spielte die Ingelfinger Musikkapelle die Tagwache. Um 9 Uhr war Kirchgang. Stadtpfarrer Gommel hielt eine zu Herzen gehende Festpredigt und mahnte zu fernerem Zusammenhalten. Gegen 11 Uhr kamen die ersten Vereine, auch stellten sich Festreiter ein. Diese kamen von Ingelfingen, vom Bobachshof und vom Halberg.

Mit dem 11-Uhr-Zug stellte sich unser Gauvorstand, Herr Mönch, ein, welcher vom Vorstand und Dirigenten abgeholt wurde. Um 13.30 Uhr marschierten wir dort ab und stellten uns an die Spitze des Festzugs, welcher schon von Georg Fahrbach auf der Sattelstraße aufgestellt war. Mit Musik und Festreitern voran zogen wir dann durch den festlich geschmückten Ort dem Festplatz zu.

Hier angekommen, begrüßte unser Verein die erschienenen Sangesbrüder mit dem Lied „Auf Freunde, laßt das Jahr uns singen!“ Nach dem Totengedenken und den Festreden vom Gauvorstand und Bürgermeister, dem Stadtpfarrer, sang man den Gesamtchor: „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“. Die Gastvereine „trugen viel Schönes vor“. Und das Wetter „war überaus günstig. Der Chronist hält fest‘. „Alles in Allem können wir mit Stolz zurückschauen auf unser schön verlaufenes Fest. Dem Vorstand, sowie allen Mitwirkenden sei auch an dieser Stelle herzlicher Dank gesagt.“

Natürlich gab es eine Nachfeier, denn die Erfahrung ist ja, daß die Festausrichter viel Arbeit und am wenigsten Vergnügen haben. Jedes Mitglied und Mitwirkende bekam ein Liter Bier. Festreiter und Aufwartfräulein waren auch dazu eingeladen. Zum ersten Mal wanderte eine Sängerin aus: Man hört im Protokoll etwas Wehmut: „Heute brachte der Verein Fräulein Lina Nicklaß ein Abschiedsständchen dar. Sie hat den Entschluß gefaßt, nach Amerika auszuwandern. Wir verlieren in ihr eine gute Sängerin und Freundin. Möge es ihr vergönnt sein, ihre Heimat wieder zu sehen. Das Sängerjahr 1927 schließt am 27. Dezember mit der Weihnachtsfeier samt Verlosung. Der Saal war dichtbesetzt, trotzdem er bedeutend vergrößert wurde. Die heurige Feier kann sich würdig neben den vorausgegangenen sehen lassen (Eintrittserlös: 14 Mark).

 

1929-1930

Aus der Generalversammlung am 20. Januar 1929 (also schon während der Weltwirtschaftskrise) kann man entnehmen, daß der Kassier ein „Defizit von 100 Mark“ beklagte. Es ist dies dem Ausflug nach Kochendorf zuzuschreiben, wo das Fahrtgeld mit 110 Mark aus der Vereinskasse bezahlt wurde. Der Beitrag blieb bei der Versammlung wie seither auf 1,60 Mark, „weil der Verein finanziell gut gestellt ist“. Der Dirigent erhält 70 Mark für seine Bemühungen. Der Vereinsdiener ist beitragsfrei und erhält noch 5 Mark. Es wurde noch beschlossen, die Singstunden samstags von 8 – 9.30 Uhr (abends) abzuhalten.

Aus der Generalversammlung vom 26. Januar 1930 war zu entnehmen, daß reges Leben und Treiben im Verein herrschte. Die Vorstandschaft wurde zum ersten mal gleich auf zwei Jahre gewählt. Man beschloß am Gausängerfest in Hall teilzunehmen und zwar auch am Preissingen. „Die Sänger werden ermahnt recht fleißig in die Singstunden zu kommen und fest zu lernen, damit wir uns in Hall nicht zu schämen brauchen.“ Auch ein Kappenabend soll in diesem Jahr erstmals abgehalten werden.

Immer wieder wandert oder kutschiert man zu den Nachbarvereinen, am 18. Mai 1930 zur Fahnenweihe nach Eberstal. Und am 1. Juni beteiligte sich der Verein in Hall beim Preissingen, holte sich dabei allerdings auch wieder nur einen 2. Preis. „Das Fest verlief vielleicht für die Haller ganz gut, jedoch für uns war es eigentlich ein großer Trubel, der an die schöne Behaglichkeit eines kleinen Sängerfestes auf dem Lande nicht heran- kam.“

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